Tag 1 Tirana – Kruja – Shkodër
Nach der Ankunft in Tirana begeben wir uns gleich ins geschichtliche Herz Albaniens: Kruja. Denn hier gründete im Mittelalter ein albanischer Adeliger erstmals sein eigenes Fürstentum, hier steht auch die Festung, die der Nationalheld Skanderbeg bis zu seinem Tod erfolgreich gegen die einfallenden Osmanen verteidigt hat. Gjergj Kastrioti, so sein richtiger Name, spielt eine tragende Rolle für das albanische Selbstverständnis. Das ihm geweihte Museum in der Kruja Burg, welches während des Kommunismus durch Enver Hoxha erbaut wurde um das Albanertum zu stärken, gibt uns die bestmögliche Einführung in ein Thema, das wir während unserer Reise immer wieder antreffen werden. Nach einem Streifzug durch den traditionellen Bazar, wo wir Teppichknüpferinnen bei ihrer Arbeit zusehen können, fahren wir zu unserem Tagesziel im Norden, Shkodër, wo wir den italienischen Einfluss erkennen. Scheinbar weit weg von zu Hause freuen wir uns auf so manch überraschendes Erlebnis im faszinierenden Balkan.
Tag 2 Shkodër – Durrës – Berat
Bei der Burg von Shkodër, einst umgeben von drei Mauern und mit prächtigem Ausblick auf die albanischen Alpen, erfahren wir, warum sie den weiblichen Namen Rozafa trägt – und treffen somit auf eine Legende, die auf dem gesamten Balkan in verschiedenen Variationen auftaucht. Mit Durrës sehen wir die wichtigste Hafenstadt des Landes, am adriatischen Meer gelegen, wo erst 1966 das größte Amphitheater auf dem Balkan entdeckt wurde. Beim Treffen mit einem Oberhaupt der Bektashi Tekke kommen wir dann ins Philosophieren. Von einem Sufi und Mystiker im damaligen Kleinasien gegründet, erfreut sich dieser Orden seit dem 19. Jahrhundert in Albanien großen Zuspruchs. Weiter geht’s nun etwas landeinwärts nach Berat, der Stadt der 1000 Fenster. Wir genießen die Aussicht auf die beleuchteten Häuserfassaden beim Abendessen und genehmigen uns einen ersten Schluck Raki. Hier verbringen wir die kommenden zwei Nächte, in unserem historischen Hotel mit Charme einer vergangenen Zeit.
Tag 3 Berat
Die Stadt, deren alter Kern zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und zwischenzeitig ihrer Farbe wegen auch Belgradi – slawisch für „weiße Stadt“ – hieß, hält genug Sehenswürdigkeiten und Stimmungsmomente für einen ganzen Tag bereit. Zusammen erkunden wir unseren Stadtteil Mangalem, herausragendes Beispiel des erhaltenen osmanischen Baustils. Überhaupt treffen wir in Berat, im Gegensatz zu anderen Regionen Albaniens, auf instandgehaltene Gebäude aus der Zeit der osmanischen Besatzung. Moscheen stehen somit neben orthodoxen Kirchen
– die Werke des berühmten albanischen Ikonenmalers Onufri bewundern wir im Museum innerhalb der Burgmauern. Auch während der restlichen Freizeit werden wir nicht müde, durch die steinernen, authentischen Gässchen auf und ab zu schlendern und uns das Leben einiger Jahrhunderte zuvor lebhaft vorzustellen.
Tag 4 Berat – Gjirokastër - Sarandë
Wir bewegen uns weiter Richtung Süden durch schöne Bergtäler. Wir lassen den angeblichen Geburtsort Ali Pashas – dem berühmtem osmanischem Heerführer mit persönlichen Expansionsgelüsten – hinter uns und fahren in die UNESCO geschützte Stadt Gjirokastër, bekannt für seine ehemaligen ottomanischen Villen, die wie kleine Festungen wirken. Auch diese Stadt hat Größen hervorgebracht, so den international renommierten Schriftsteller Ismail Kadarë oder Enver Hoxha höchstpersönlich – dessen Geburtshaus heute mit sorgfältiger Innenausstattung anschaulich den Lebensstil der Stadt aufzeigt. Ein richtig bewohntes Haus dürfen wir aber auch betreten: Eingeladen auf einen traditionellen Kaffee beobachten wir die Besitzerin dabei, wie sie nach alter Art die Bohnen selbst im Mörser zermalmt und das Pulver aufkochen lässt. Je weiter wir uns der südlichen Landesgrenze nähern, desto sichtbarer wird der Einfluss der griechischen Minorität in diesem stark vermischten Gebiet. Wir fahren an zweisprachigen Straßenschildern vorbei und sehen nebst den alten orthodoxen Kirchen auch solche neueren Datums. Gegen Abend erreichen wir die mediterran geprägte Stadt Sarandë und genießen vom Burghügel aus die Aussicht auf die Bucht und die griechische Insel Korfu.
Tag 5 Sarandë – Butrint – Radhimë
Wie so oft im Mittelmeerraum stößt man auch in Albanien auf die üblichen Verdächtigen der Geschichtsschreibung…mit dem Unterschied, dass die Ruinenstadt Butrint auch heute noch zahlreiche unentdeckte archäologische Schätze bereithält! Ohne Hast wandeln wir zwischen griechischen Tempeln und römischen Mosaiken, bevor uns die Küstenszenerie in die Banne zieht. Die Fahrt entlang der Albanischen Riviera bietet uns landschaftlich einen der Höhepunkte dieser Rundreise: unverbrauchte Küstenabschnitte, Sandstrände, türkisfarbenes Wasser. Als schöner Kontrast: die Fahrt auf einen Pass 1000 m.ü.M. und durch duftende Pinienwälder hindurch. Auf dem Weg nach Radhimë sehen wir wieder die typischen Früchte- und Honigverkäufer am Straßenrand, die ihre Produkte direkt zum Verkauf anbieten. Wir übernachten in einem schönen Hotel am Meer und genießen den Sonnenuntergang.
Tag 6 Radhimë – Apollonia – Tirana
Die Reise zurück in den Norden hat definitiv begonnen… Auf dem Weg dahin fahren wir vorbei an der Küstenstadt Vlorës: Nur 70 km von Italien entfernt war dieser Hafen der größte Exoduspunkt vieler Tausend Albaner, die 1991 nach der Öffnung nach einem besseren Leben strebten. Weiter zurück trägt uns die Besichtigung Apollonias, ehemals dorische, florierende Kolonie unter römischem Schutz. Ein Archäologe erklärt uns, welche Genugtuung man verspürt, quasi jeden Tag auf neue Funde zu stoßen. Im Kloster Ardenica erzählt man uns vielleicht vom Tempel der Artemis, der ursprünglich am selben Ort gestanden haben soll. Am Ende des Tages erreichen wir die quirlige Hauptstadt Tirana, wo wir die letzten beiden Tage unserer Reise verbringen.
Tag 7 Tirana
Eine berühmte, aber noch nicht vielbesuchte Stadt. Wir freuen uns, uns ein eigenes Bild über sie zu machen! Ohne klassische Sehenswürdigkeiten von internationaler Bekanntheit entdecken wir selbst, was Tirana ausmacht: nunmehr bunte, ja fröhlich wirkende Plattenbauten neben italienischbeeinflussten Gebäuden aus der Zeit nach dem Faschisten-Einfall. Die vernachlässigte Pyramide, ehemaliges Mausoleum Hoxhas und Sinnbild des Bruchs mit der kommunistischen Epoche neben osmanischen Moscheen – und daneben wiederum Werbeplakate mit halbnackten Frauen. Die pilzförmigen Bunker Hoxhas lassen uns vielleicht schmunzeln – beim Treffen mit einem Zeitzeugen des Kommunismus und der Diktatur, erfahren wir mehr darüber. Auch den Markt besuchen wir – bevor wir abends unsere Reise mit kräftigen Schlucken des liebgewonnenen Raki begießen.
Tag 8 Abreise
Nach Freizeit am Morgen fahren wir gegen Mittag zum Flughafen, um die Heimreise anzutreten